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Bericht über die 1. Germersheimer Studierendenkonferenz

„Ist das denn schon Zensur?“ – Bericht über die 1. Germersheimer Studierendenkonferenz

Am 1. und 2. Dezember 2017 wurde der Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft Germersheim für zwei Tage zum Schauplatz der Auseinandersetzung mit dem Begriff der Kulturzensur: Auf der 1. Germersheimer Studierendenkonferenz „Kulturtransfer und -zensur“ eröffneten 13 Redner*innen in ihren Beiträgen neue Perspektiven. Besonders eine Frage beschäftigte dabei sowohl die Vortragenden, als auch das Publikum: „Ist das denn schon Zensur?“

Diese Frage war durchaus im Sinne des Erfinders: Ziel der Konferenz war es, den ursprünglich besonders vom Nationalsozialismus geprägten Begriff umzumünzen, zu weiten oder sogar neu zu definieren. Dabei sollten besonders junge Wissenschaftler*innen mit zeitgenössischen Themen eine Plattform erhalten: So das Anliegen der drei Organisatorinnen der Konferenz, den Masterstudentinnen Ekaterini Ntouska, Sarah Michels und Anna Droll. Entsprechend bestand die Riege der Teilnehmenden ebenfalls zum größten Teil aus Studierenden sowie Doktorand*innen aus Germersheim, Gießen, Bochum, Kassel und Breslau in Polen.

Keynote Speaker Rainer Strzolka beendete den ersten Konferenztag mit einem Einblick in die Zensurmechanismen des World Wide Web: Bequemlichkeit sei es, die dafür sorge, dass der Benutzer mit seinem Verhalten im Internet sowohl den großen Datensammlern in die Karten spielt, aber auch dafür, dass er sich bereitwillig Informationen vorenthalten lässt oder sie sich falsch aneignet. Auf seine Erkenntnisse bezog man sich auch noch am zweiten Konferenztag während der Podiumsdiskussion, bei der Uwe Engelhard von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle und die rheinland-pfälzische Vize-SPD-Landtagsvorsitzende Barbara Schleicher-Rothmund über die wachsenden Herausforderungen im Umgang mit Zensur im digitalen Zeitalter austauschten.

Eine eindeutige Antwort auf die allumfassende Frage konnte nicht gefunden werden. Bedeutung trägt sie jedoch besonders auch für den Germersheimer Fachbereich selbst: Isabelle Brandstetter, Zuzanna Mizera und Prof. Dr. Renata Makarska nahmen in ihren Beiträgen Bezug auf die Figuren des Übersetzers und Dolmetschers. Ihre Überlegungen bezüglich dessen, inwiefern diese beim Transfer des geschriebenen oder gesprochenen Wortes von einer Sprache in eine andere sichtbar werden, und wann diese Sichtbarkeit zur mehr oder minder bewusster Zensur führen kann, könnte auch in der fachbereichsnahen Praxis für neue Impulse sorgen.

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Ekaterini Ntouska

Freitag, 1. Dezember 2017, 15:15 – 15:45 Uhr

Abstract

Videospiele als safe learning spaces von sensiblen Thematiken am Beispiel von Rakuen

Wie viele andere Medien können auch Videospiele Träger von sensiblen und komplexen Konzepten sein, wie Krankheit oder Katastrophen, die oft weiterführender Reflexion bedürfen, damit ein Spieler jeden Alters und entsprechend seines Entwicklungsstands eine erfolgreiche Lernerfahrung durchlebt. In diesem Vortrag wird unter einem safe learning space ein körperloser Raum verstanden, in dem sich der Spieler trotz problematischer Materien wohlfühlt, und zum bewussten/unbewussten Lernen angeregt wird. Es soll am Beispiel von Laura Shigiharas Rakuen dargelegt werden, wie die Schaffung dieser Lernerfahrung optimal unterstützt werden kann.

Lebenslauf

  • Förderung über das Comenius-Projekt "Staging me, Staging youth" zur Erstellung und Aufführung eines englischsprachigen Theaterstücks, Deutschland und Griechenland
  • 2011/12: Abitur gekoppelt mit der Ausbildung zur Erzieherin
  • 3-jährige Förderung über die START-Stiftung für begabte und außerordentlich sozial engagierte Schüler*innen mit Migrationshintergrund
  • Wintersemester 2012/13: Studienbeginn einsprachiger BA Sprache, Kultur, Translation (Englisch) am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim
  • Auszeichnung über die Gustav Blanke und Hilde Blanke-Stiftung der BA-Arbeit "Melting Pot?—A Preliminary Analysis of American Ideologies in the Kingdom Hearts Franchise"
  • Sommersemester 2016: Studienbeginn einsprachiger MA Translation (Englisch) am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim
  • Soziales Engagement an der Uni: Fachschaftssprecherin (Englisch), Tutorin für wissenschaftliches Arbeiten, Gründerin der Beratungsstunde für mündliche Abschlussprüfungen
  • Forschungsinteressen: Pädagogik und Erziehungswissenschaft, Video-/Computerspiele
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Sarah Michels

Freitag, 1. Dezember 2017, 14:45 – 15:15 Uhr

Abstract

Land of the Free? – Meinungsfreiheit bei Sportveranstaltungen

Sportveranstaltungen dienen in erster Linie der Unterhaltung. Oft aber werden diese zu Schauplätzen politischer Meinungsäußerung und nicht selten wird damit in den Medien, aber auch innerhalb der Bevölkerung, eine hitzige Debatte ausgelöst, besonders wenn es sich dabei um kulturelle Elemente, wie die Nationalhymne handelt. Aktuell haben große Sportverbände in den USA, wie die National Football League, beschlossen, ihre Spieler diesbezüglich genau zu instruieren. In meinem Vortrag werde ich mich mit der Frage beschäftigen, ob diese Form der Meinungsunterdrückung bereits als Zensur verstanden werden kann und welche Rolle die Nationalhymne eines Landes dabei spielt.

Lebenslauf

  • Abitur 2011
  • Mai 2011 - Mai 2012: Au Pair in Charlotte, North Carolina
  • Wintersemester 2012/13: Studienbeginn zweisprachiger BA Sprache, Kultur, Translation (Englisch und Französisch) am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim
  • Februar 2014 – Juli 2014: Auslandssemester an der Université de Mons in Mons, Belgien
  • Bachelorarbeit im Bereich Tourismus: „Charlotte Neighborhood Guide – Erstellung eines deutschsprachigen Reiseführers“
  • Forschungsinteressen: Tourismus, Südstaaten der USA, soziokulturelle Entwicklungen in den USA
  • Sommersemester 2016: Beginn MA Translation zweisprachig (Englisch und Französisch), Schwerpunkt Fachübersetzen
  • Masterarbeit beschäftigt sich mit der Übersetzungskritik eines Sachbuchs (J.D. Vance – Hillbilly Elegy)
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Anna Droll

Freitag, 1. Dezember 2017, 14:15 – 14:45 Uhr

Abstract

Without Nationality, Without Representation?: Mukokuseki und Zensur

Mukokuseki, die „Staatenlosigkeit“ in Anime und Manga, entsteht durch die Vereinigung von Merkmalen unterschiedlichster Kulturkreise in Schauplätzen und Figuren, um eine Welt von hohem Selbstidentifikationswert zu schaffen. Diese entbehrt Hinweisen auf ihren ostasiatischen Ursprung jedoch oft nicht vollständig. Dennoch neigt das Publikum aufgrund der resultierenden Schwierigkeit der Zuordnung von Figuren zu einer ethnischen Gruppe dazu, die eigene ethnische Zugehörigkeit auf die Figur zu projizieren. Der Beitrag soll darlegen, wann und inwiefern dies zur Zensur des ostasiatischen kulturellen Hintergrunds führen kann, und welche Auswirkungen diese auf die Thematik der Repräsentation hat.

Lebenslauf

  • Nach dem Abitur 2012: Bis 2016 Praktika sowie freie Mitarbeit bei Lokalzeitung
  • 2012/2013 Studienbeginn einsprachiger BA Sprache, Kultur, Translation (Englisch) am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim
  • Bachelorarbeit im Bereich Amerikanistik über Frauenbilder im Amerika der 1960er Jahre
  • Forschungsinteressen: Gender Studies, Film und Fernsehen, Postkolonialismus
  • 2016 Beginn MA Translation einsprachig (Englisch) am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim
  • Masterarbeit beschäftigt sich mit fiktionalisiertem Hawaii im Videospiel Pokémon, Wecken des Interesses an Vortragsthema
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Barbara Schleicher-Rothmund

Kurzlebenslauf

  • geboren 1959 in Bad Godesberg, Bonn
  • 1985 Diplom-Übersetzerin für Spanisch und Arabisch am Fachbereich Angewandte Sprachwissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • 1999 Eintritt in die SPD
  • 2001 Mitglied des Landtags
  • 2001 - 2006, 2014 - 2016 Vorsitzende des Arbeitskreises Wissenschaft, Weiterbildung, (Forschung) und Kultur
  • seit 2009 Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz und Vorsitzende der Kommission Jugend, Ausbildung und Kultur des Oberrheinrates
  • seit 2014 Vizepräsidentin des Landtags Rheinland-Pfalz
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Uwe Engelhard

Kurzlebenslauf

  • geboren 1974 in Kandel
  • Kaufmännische Berufsausbildung
  • Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin
  • Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag
  • Referent für Kinderpolitik und Öffentlichkeitsarbeit beim Kinder- und Jugendverband SJD - Die Falken
  • Seit 2012 Ständiger Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden (OLJB) bei der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK)
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Simon Varga

Samstag, 2. Dezember 2017, 11:15 – 11:45 Uhr

Abstract

Yeah, yeah = Yéyé? Kulturtransfer und Selbstzensur am Beispiel des
Rock 'n' Roll im Frankreich der 50er und 60er Jahre

Die Entstehung des Rock 'n' Roll im Amerika der 1950er Jahren markierte gleich in zweifacher Hinsicht eine Wende: Zum einen verschaffte der aus dem Rhythm and Blues entstandene Stil afroamerikanischen Künstlern weit über die Grenzen der schwarzen Gemeinschaft hinaus Gehör; zum anderen war er ein entscheidendes Moment in der Entstehung eines völlig neuen gesellschaftlichen Phänomens: der Herausbildung einer Jugend als eigenständiger demographischer Kategorie und wirtschaftlicher Zielgruppe. Auch der französische Yéyé war eng mit der Herausbildung dieser neuen sozioökonomischen Kategorie verbunden; aufgrund anderer gesellschaftlicher Gegebenheiten entwickelte er jedoch bei weitem nicht die Sprengkraft seines amerikanischen Vorbilds – was sich nicht zuletzt auch in den Adaptionen amerikanischer Rocksongs durch französische Interpreten wiederspiegelt.

Lebenslauf

  • Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Translations-, Sprach und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in Germersheim und der Université de Bourgogne in Dijon
  • seit 2015: Promotion in Germersheim und Dijon im Cotutelle-Verfahren
  • Forschungsinteressen Diskurslinguistik, Korpuslinguistik und kognitive Linguistik
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Zuzanna Mizera

Samstag, 2. Dezember, 11:45 – 12:15 Uhr

Abstract

Fachdolmetschen – Rollen der Laiendolmetscher während ihrer Einsätze

Der Vortrag wird der Arbeit einer polnischen Fachdolmetscherin in Deutschland gewidmet. Anhand eines Interviews werden die Ergebnisse einer Fallstudie dargestellt. Ausgegangen wird von dem Profil der Dolmetscherin und ihrem Werdegang und dem Profil einer Familie, der die Dolmetscherin fast zwei Jahre lang in verschiedenen Settings geholfen hat. In der Analyse werden Rollen gezeigt, auf die die Dolmetscherin während ihrer Einsätze zurückgegriffen hat und die sie dank einer Selbstreflexion bemerkt hat. Dieser Vortrag verleiht einen kurzen Einblick in eine Forschung, die in Rahmen einer entstehenden Dissertation durchgeführt wird.

Lebenslauf

  • Masterstudium Germanistik mit dem Schwerpunkt Translationswissenschaft an der Universität Wroclaw (Auslandssemester in Germersheim und Graz)
  • Dissertation: Dolmetschrollen beim Fachdolmetschen aus der Perspektive der Laiendolmetscher an der Ruhr-Universität Bochum in Partnerschaft mit der Universität Wroclaw
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Dominik Wu

Samstag, 2. Dezember 2017, 14:30 – 15:00 Uhr

Abstract

Kafka auf Chinesisch: das Übersetzen von Kafka und dessen Einflüsse auf die literarische Entwicklung in Taiwan

Zum ersten Mal wurde Kafka in den 1960er in Taiwan ins Chinesische übersetzt. Die Ängste und die Dämonen des Individuums, die aus den Werken Kafkas sprechen, entsprachen dem damaligen Zeitgefühl, von zwei Millionen Bürgern und Soldaten, die nach der Niederlage im Bürgerkrieg vor der kommunistischen Partei nach Taiwan flohen und unter dem Druck des Kalten Kriegs zwischen den Westmächten und dem Ostblock auf der Insel in einer Frontstellung lebten. Kafka ist nicht nur Vorläufer des Existenzialismus im Westen, er beeinflusste auch die Entwicklung der taiwanischen Literatur ab den 60er Jahren. In meiner Arbeit werden Kafkas Übersetzungen und dessen Einflüsse auf die taiwanische Literatur dargestellt.

Lebenslauf

  • Bachelorstudium Hauptfach Englische Literatur mit Nebenfach Deutsche Sprache Kultur an der Soo-Chow Universität Taipei
  • Masterstudium Deutsche Literatur und Lingustik an der Fu-Jen Universität Taipei
  • Stipendiat und Teilnehmer des DAAD-Hochschulsommerkurses der Freien Universität Berlin
  • Englisch- und Deutschlehrer
  • Formfreier Übersetzer und Lektor
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Anika Meißner

Samstag, 2. Dezember 2017, 13:30 – 14:00 Uhr

Abstract

Vormoderner Kulturtransfer - Literarische Grenzgänger im französisch-deutschen Sprachraum Saarbrücken

Kulturtransfer ist ein Phänomen, das sich bereits in der Vormoderne beobachten lässt. Unter anderem im Raum Saarbrücken lassen sich Überschneidungen von französischsprachiger und deutschsprachiger Kultur konstatieren. Gerade die um 1435 aus dem Französischen ins Deutsche übertragenen vier literarischen Texte, die angeblich Elisabeth von Nassau-Saarbrücken selbst übersetzte, nehmen eine außergewöhnliche Position als Grenz- und Übergänger ein: Vom Französischen ins Deutsche, von Vers in Prosa von Heldenepen zu Vorläufern des Romans, von Mittelalter zur Frühen Neuzeit und von der Handschrift zum Druck. Eine Übersetzung dieser Textgruppe musste so mit der Herausforderung umgehen, intertextuelle Verweise und höfische Eigenheiten für einen anderssprachigen Rezipientenkreis zugänglich zu machen.

Lebenslauf

  • Bachelorstudium Germanistik und Theaterwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum
  • Masterstudium Germanistik mit Schwerpunkt Mediävistik an der École normale supérieure de Lyon und an der Université Lyon II.
  • Gefördert von der Studienstiftung des deutschen Volkes
  • Referentin bei der Nuit européenne des musées im Musée de Cluny
  • Lehrbeauftragte in der Germanistischen Mediävistik der Universität Paderborn und Ruhr-Universität Bochum
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Germanistische Mediävistik (insbesondere Literatur des Spätmittelalters) in einem DFG-geförderten Editionsprojekt
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